Eine neue feministische Ethik der Fortpflanzung braucht das Land? Eine Rezension.

Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp hat es mit ihrer Aufforderung zum (Nach-)Denken über die Entwicklung der „Reproduktiven Freiheit“ in ihrem gleichnamigen, im März erschienenen […]

Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp hat es mit ihrer Aufforderung zum (Nach-)Denken über die Entwicklung der Reproduktiven Freiheit in ihrem gleichnamigen, im März erschienenen Büchlein wieder auf den Punkt gebracht: Es gibt mittlerweile vielfältigste Formen der reproduktiven Freiheit, aber es fehlt eine feministische ethische Haltung und die entsprechende Diskussion dazu. In ihrem zuvor erschienenen Essay Schwangerwerdenkönnen hat sie sich mit viel Recherchearbeit den internationalen Geschehnissen und gesetzlichen Rahmen des Themas gewidmet. In diesem Essay gibt sie den Leser*innen Anregungen und Denkanstöße und natürlich auch wieder wichtiges Hintergrundwissen mit, um in diesem riesigen, kommerziell beherrschten Feld eine feministische Position zu entwickeln. Antje Schrupp macht es sich nicht leicht, auch hier zeigt sich ihr vielschichtiges Denken, an dem sie andere Teilhaben lässt. Sie schreibt impulsgebend in einer Zeit, die bei diesem Thema oftmals nur von Schlagzeile zu Schlagzeile hechelt. Sie jedoch beleuchtet es, durchdringt es und entblättert die Scham, die Klischees, die Vorurteile und das patriarchale Denken mit Zahlen und Fakten um die neuen Reproduktionstechnologien gründlich.

Der im kleinen Buchformat gedruckte, aber dennoch 88 Seiten starke Essay, endet mit einem wichtigen Ausblick, der zur Diskussion anregt: „Stichpunkte für eine Ethik der Reproduktion“ ist das letzte von acht Kapiteln. Zu Beginn startet sie mit dem KapitelNarrative und symbolische Ordnung: Natur muss erzählt werden“, geht in Varianten der Menschheit” auf die Biologie der Reproduktionstechnik ein, untersucht im folgenden Kapitel „Die Erfindung der Geschlechterdifferenz im Zusammenhang mit der Entstehung des Patriarchats, wendet sich dann dem Thema § 218 zu, fragt anschließend „Was in der Debatte zur Reproduktiven Gerechtigkeit fehlt“. Sie erklärt, was sich durch die In-vitroFertilisation geändert hat und was eben nicht und betrachtet die Geburt als Übergang unter dem Aspekt der vielfältigen Formen von Elternschaft, um einmal alle Kapitel beim Namen zu nennen.

Antje Schrupp hat trotz all der Theorie immer einen flüssigen und leichten Schreibstil, der unangenehme Fragen im Sinne einer konstruktiven Diskussionsanregung in den Raum holt und angenehm zu lesen ist. Das Büchlein ist allen Feministinnen und Menschen, die über die Ethikdebatte in der Reproduktionstechnik nachdenken, wärmstens ans Herz zu legen.

Online Lesung und Diskussion zum Buch

Wir möchten an dieser Stelle auf unsere an das Buch anknüpfende online Veranstaltung am

12. November 22 von 11-13 h hinweisen:

Eine neue feministische Ethik braucht das Land?

Eine Lesung und Diskussionsrunde mit Antje Schrupp.

Mehr Infos und die kostenfreie Anmeldung findet ihr hier.

 

Reproduktive Freiheit

Eine feministische Ethik der Fortpflanzung

Antje Schrupp

Unrast; Serie: unrast transparent – geschlechterdschungel

2022

Seitenzahl 88, Maße (L/B/H) 18/11,1/1,5 cm

ISBN 978-3-89771-151-8

Preis 7,80 €

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