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Das Polyzystische Ovarialsyndrom – PCO-Syndrom – PCOS
Das PCOS ist eine chronische Erkrankung. Jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter ist davon betroffen – Tendenz steigend. Mehr als die Hälfte der (oft noch jungen) Frauen haben auch eine Insulinresistenz. Dieser Artikel klärt über die Zusammenhänge auf.
Während eines normalen Menstruationszyklus reifen in den Eierstöcken mehrere Eibläschen, sogenannte Follikel, heran. Gewöhnlich dominiert eines der Eibläschen über die anderen und unterdrückt dabei deren weiteres Wachstum, sie gehen zugrunde. Das LH (Luteinisierendes Hormon) löst im herangereiften, dominanten Eibläschen den Eisprung aus. Das Ei wandert in den Eileiter und wird dort gegebenenfalls befruchtet.
Beim PCOS ist die Eireifung gestört, das Ausreifen eines dominanten Eibläschen und der Eisprung bleiben aus. An den Eierstöcken zeigen sich viele kleine (unreife) Follikelbläschen, in denen sich Flüssigkeit eingelagert hat. Man spricht von (funktionalen) Zysten.
Typisch für das PCOS ist die Dominanz männlicher Hormone, insbesondere von Testosteron und Androstendion. Folge dieser Dominanz ist eine Eireifungsstörung. Beides, das Überwiegen männlicher Hormone und die Eireifungsstörung, führen zu den für das PCOS signifikanten Symptomen:
• Unreine, fettige Haut und Pickel
• Haarausfall an der behaarten Kopfhaut
• Übermäßiger Haarwuchs an Kinn, Bauch und Brust
• Verlängerte, unregelmäßige oder ausbleibende Regelblutung
• (Massive) Gewichtszunahme
• Abnahme von Körpergewicht ist kaum möglich
• Erschöpfung
Manchmal aber haben die betroffenen Frauen schlicht keinerlei Symptome, erst ihr unerfüllter Kinderwunsch bringt die hormonelle Dysfunktion ans Tageslicht.
Das Anti-Müller-Hormon – AMH
Weiblein oder Männlein? Eierstöcke oder Hoden? In einer sehr frühen Phase der Embryonalentwicklung ist das AMH das Zünglein an der Waage. Bleibt die Bildung von AMH aus, entwickeln sich Gebärmutter, Scheidengewölbe und Eileiter. Bildet der Embryo dagegen AMH, entwickeln sich unter dessen Einfluss die männlichen Geschlechtsorgane. Erst ab der 36. Schwangerschaftswoche beginnt auch der weibliche Fötus in den Eierstöcken minimale Mengen an AMH zu produzieren.
Im Laufe des Lebens einer Frau unterliegt der AMH-Spiegel Veränderungen: Nach der Geburt steigt er stetig an, um etwa im Alter von 25 Jahren seinen Höhepunkt zu erreichen. Danach nimmt er kontinuierlich ab, ab einem Alter von etwa 35 Jahren fällt der AMH-Spiegel weiter und zunehmend stärker ab. Nach der Menopause – der letzten Regelblutung – ist ein Hormonspiegel schließlich kaum noch nachweisbar.
Der AMH-Spiegel verhält sich altersabhängig direkt proportional zur Anzahl reifungsfähigen Eibläschen in den Eierstöcken. Das Anti-Müller-Hormon ist der Hüter der Eizellreserven in den Eierstöcken. Es schützt die Primordialfollikel (Ursprungsstadium des Ovarialfollikels) vor einem verfrühten Heranreifen, gleichzeitig wirkt es einem vorzeitigen Untergang der Oozyten (Eizellen) entgegen.
Im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung gilt das AMH als aussagekräftig in Hinblick auf die Follikelreserven in den Eierstöcken. Ein zu niedriger, altersuntypischer AMH-Wert ist ein sicheres Indiz dafür, dass zu wenig reifungsfähige Follikel im Eierstock vorhanden sind; ein erfolgreicher Eisprung und eine Befruchtung sind weniger wahrscheinlich.
Auch bei Frauen mit einem Polyzystischen Ovarialsyndrom finden sich Abweichungen hinsichtlich des AMH-Spiegels: Hier ist es ein Zuviel an Hormon. Auch dieser Status wirkt einer erfolgreichen Schwangerschaft entgegen, weil die Eireifung (und damit ein Eisprung) unterdrückt werden.
Warum PCOS? – Ursachen(forschung)
Das Polyzystischen Ovarialsyndrom gibt Rätsel auf – nach wie vor. Grundlage scheint eine gewisse Genetik zu sein, gleichzeitig spielen bei der Entstehung der Erkrankung mehrere Organsysteme eine Rolle: Das Zwischenhirn und die Hirnanhangdrüse scheinen ebenso beteiligt zu sein wie Leber, Nebenniere, Eierstöcke und das Fettgewebe.
Großer Treiber des PCOS ist aber wohl die Insulinresistenz. Etwa 60 % aller betroffenen Frauen gelten als insulinresistent, Dunkelziffer unbekannt. Gleichzeitig korreliert die Schwere der Erkrankung mit dem Körpergewicht: Je dicker eine Frau ist, umso größer ist in der Regel die klinische Problematik. Was aber nicht ausschließt, dass auch normalgewichtige und schlanke Frauen von den Problemen eines PCO-Syndroms betroffen sein können.
Insulinresistenz
Über die Verdauung gelangt Glucose – ein aus der Nahrung stammender Einfachzucker und wichtiger Energielieferant – ins Blut. Das aus der Bauchspeicheldrüse stammende Insulin sorgt dafür, dass Glucose durch die Zellmembran in die Zellen des Körpers gelangt. Damit sinkt der Glucosespiegel (= Blutzuckerspiegel) im Blut. Die Glucose wird in den Mitochondrien der Zellen zu ATP (Energie) verstoffwechselt.
Bei einer Insulinresistenz reagiert die Zellmembran weniger empfindlich auf das Insulin, die Glucose steht vor verschlossenen Zelltüren. Es zirkuliert weiter durch die Blutbahnen. Die Bauchspeicheldrüse reagiert auf den unverändert hohen Blutzuckerspiegel mit einer vermehrten Ausschüttung von Insulin. Hält diese Situation an, setzt sich einen Circulus vitiosus in Gang: Aus der vermehrter Insulinausschüttung resultiert eine zunehmende Desensibilisierung der Körperzellen. Immer weniger Glucose wird ausgenommen, immer weiter steigt die Glucosekonzentration im Blut, immer mehr Insulin wird durch die Bauchspeicheldrüse produziert. Dieser Teufelskreis kann schließlich in einem Typ-2-Diabetes enden.
In Hinblick auf die Probleme des Polyzystischen Ovarialsyndroms führt ein dauerhaftes Zuviel an Insulin zu einem weiteren Anstieg des ohnehin schon erhöhten Testosteronspiegels (und der seiner Vorläufer). Und dies auf vielfältigen Wegen: Insulin stimuliert die Ausschüttung von LH (Luteinisierendes Hormon) durch die Hirnanhangdrüse. Neben der Auslösung des Eisprungs und der Erhaltung des Gelbkörpers hat das LH eine weitere Funktion: die der Bildung von Testosteron in den Eierstöcken. Eine vermehrte Ausschüttung von LH durch die Hirnanhangdrüse führt als direkte Folge zu einem Mehr an Testosteron. Das Mehr an LH führt darüber hinaus zu einem relativen Ungleichgewicht zwischen LH und FSH (Follikelstimulierendes Hormon). Diese Dysbalance führt zu einer geringeren Umwandlung von Testosteron in Östrogen, gleichzeitig steigert das Mehr an Insulin direkt in den Eierstöcken die Bildung von Testosteron. Alles also Funktionsstörungen, die die Produktion von männlichen Hormonen und damit die klinische Problematik befeuern.
Vor allem bei (stark) übergewichtigen Frauen drohen neben dem gestörten Zuckerstoffwechsel weitere Probleme: Bluthochdruck und erhöhte Blutfette mit deren negativen Folgen.
Was tun? – Therapiemöglichkeiten
Bei der Behandlung des PCOS unterscheidet die Schulmedizin zwei grundsätzliche Situationen: Hat die betroffene Frau einen Kinderwunsch oder nicht?!
Hat die Frau keinen Kinderwunsch, wird versucht, über die Einnahme der Pille (mit antiandrogenem Effekt) die Symptomatik zu lindern. Häufig kommt auch Metformin ins Spiel, ein Medikament, das eigentlich für die Behandlung eines Typ-2-Diabetes eingesetzt wird. Metformin hemmt die Bildung von Glucose in der Leber, was zur Senkung des Blutzuckerspiegels – und damit zur Entspannung der Gesamtsituation – führt.
Hat die Frau einen Kinderwunsch, führt sie dieser oft zu Spezialisten, also in eine Kinderwunschklinik. Auch gilt in dieser Situation die Einnahme von Metformin als sinnvoll, da es einen positiven Einfluss auf den Eisprung und damit auf die Möglichkeit einer Schwangerschaft hat.
In der Naturheilkunde geht man davon aus, dass die dauerhafte Einnahme der Pille die Hormonstörung chronifiziert und das Hormonsystem schädigt. Die Naturheilkunde kennt zahlreiche Pflanzen, die einen positiven Effekt auf die Insulinresistenz haben. Auch kann über eine homöopathische Behandlung Einfluss auf das PCOS genommen werden. Das PCOS ist eine tiefgreifende Erkrankung und erfordert eine konstitutionelle Behandlung. Diese sollte von einer homöopathisch erfahrenen Heilpraktikerin durchgeführt werden.
Ob Kinderwunsch oder nicht, ob Schulmedizin oder Naturheilkunde, grundsätzlich wird versucht, über eine Umstellung des Lebensstils einen positiven Effekt auf den Blutzuckerspiegel und das Körpergewicht zu nehmen. Hierbei stehen eine Reduktion von Kohlenhydraten und Zucker und eine ballaststoffreiche, gemüselastige Ernährung im Vordergrund. Und auch am regelmäßigen Sport kommt keine vom PCOS betroffene Frau vorbei.
Vom PCOS ist jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter betroffen – Tendenz steigend. Diese Zahl macht (mich) betroffen. Aber nicht nur diese. Warum haben mehr als die Hälfte der (oft noch jungen) Frauen eine Insulinresistenz? Das PCOS ist eine chronische Erkrankung, warum gibt es so viele chronisch kranke Frauen im gebärfähigen Alter? Die Insulinresistenz (und der Typ-2-Diabetes) waren vor einigen Jahrzehnten ausschließlich Erkrankungen im (höheren) Alter. Heute zeigt sich ein anderes Bild. Ein Bild, das ein Umdenken dringend notwendig macht. Und ein Hinschauen, finde ich.